Seit nun etwa vier Monaten war das Nachrichtenbild nahezu aller bekannteren Medien scheinbar identisch und vermittelte dem Konsumenten ein homogenes Meinungsbild.
Putin ist böse. Putin ist schlecht. Russland verhalte sich antidemokratisch und in Kiew sässe eine demokratisch gewählte Regierung mit einem legitimen Präsidenten.
Unisono verkündeten die Gazetten des Westens, dass die Krim annektiert wurde und Putin eine agressive imperiale Politik betrieben hätte.
Auch die Gazetten des Ostens wurden nicht müde, mantragleich zu berichten, der Westen unterstütze einen Imperalismus seitens der US Amerikaner.
Das Gross der kleineren und unabhängigen Blogger zeigte kein homogenes Meinungsbild, unterstützten aber mehrheitlich eine pro russische Einstellung.
In meinen nun über vier Jahrzent andauerndem Leben kann ich mich an keinen Zeitpunkt erinnern, zu welchem Zeitungskommentatoren mehrheitlich so massiv gegen die Medienmeinung kritisch anschrieben.
Manche Artikel des Spiegels haben mittlerweile selbst bei den veröffentlichten Leserkommentaren einen bis zu 95 % kritischen und ablehnenden Duktus.
Abonements werden aufgekündigt und sich zudem offen über Boulevard (z.B. BLÖD) wie auch Nachrichtenmagazinen (Schmiergel) lustig gemacht.
Mit der Aufarbeitung des Flugzeugunglückes MH17 scheint nun aber womöglich ein ‚Undenken‘ einzusetzen.
So schrieb der Stern:
„Die Vorwürfe gegen Putin klingen stark nach Kriegs-Propaganda.
Im Ukraine-Konflikt hat sich der Westen auf Wladimir Putin eingeschossen. Neo-imperialistische Politik wirft man Russlands Präsidenten vor. Dabei ist Putins Politik geradezu moderat.“
Die Vorwürfe gegen Putin klingen stark nach Kriegspropaganda.
Im Gastbeitrag von Julian Nida-Rümelin heißt es weiterhin u.a. auch, dass der Westen einer durch Nato und CIA beeinflußten einseitigen Berichterstattung zu schnell und unreflektiert gefolgt sei und weist auf Ähnlichkeiten zu Powel’s bei der UN vorgetragenen Lügen hin, welche seinerzeit einen Irakkrieg erst mehrheitsfähig machten.
So oder so scheint -nicht erst nach Bekanntwerdung unserer flächendeckenden Bespitzelung durch die NSA- das Image unseres langjährigen Verbündeten USA nachhaltig beeinträchtigt wie auch das Ansehen des US Präsidenten in unserem Land stark beschädigt.
So scheint die „Indiskretion“ eines US Regierungsbeamten just zum richtigen Zeitpunkt Schlagzeilen auszulösen, zu welchem die Weltbevölkerung noch durch einen zweiten kriegerischen Konflikt aufgewühlt ist.
Hierbei ist der Konflikt seitens der Terrororganisation Hamas und dem Staat Israel gemeint.
Dass hierbei die Hamas seit Jahren den Staat Israel mit Raketen beschießt und Israel selbstverständlich ein Recht auf Selbstverteidigung hat, ist dabei für die Meisten weder neu noch strittig.
Nur, wo fängt Selbstverteidigung an und wo hört sie auf?
Auch wenn die Grenzen beispielsweise auch in unserem StGB als fliessend empfunden werden mögen, ist es dennoch den meisten klar, dass eine Selbstverteidigung ‚angemessen‘ sein muss, da es sich sonst nicht mehr um eine Selbstverteidigungsmaßnahme handelt.
Wer als 120 kg schwerer Profiboxer einen schmächtigen 10 jährigen Apfeldieb totprügelt, wird man einen Richter hier zu Lande nur schwerlich mit dem Argument ‚Selbstverteidigung‘ überzeugen können.
Die Raketen der Hamas mögen hierbei ähnlich Nadelstichen einer wenig schmerzhaften Akkupunkturnadel der Bevölkerung Israels psychologischen Schaden zugefügt haben. Es töten jedoch derzeit die Soldaten Israels, welche auch mit deutschen Waffen eine Bodenoffensive im Gazastreifen starteten, bei der bislang bereits über 1700 Palästinenser -in der Hauptsache Zivilisten bei einem sehr hohen Kinderanteil- getötet wurden.
Schulen, Krankenhäuser oder Kindergärten zu bombadieren kann m.E. auch im Hinblick auf Waffenverstecke der Hamas nicht überzeugen noch darf dies akzeptables Rechtsdurchsetzungsmittel von Staaten werden.
Ist dies nicht ebenso verwerflich wie der Einsatz von amerikanischen Killerdrohnen, welche ebenso bereits tausende Zivilisten irrtümlich töteten?
Kollateralschäden nennt man dieses wohl.
Zu Recht ist die Weltbevölkerung immer weniger bereit, solche Schäden zu akzeptieren.
Auch rücken die Frontgrenzen langsam näher an Europa und sensibilisieren die durch innenpolitische Probleme bereits verunsicherte Bevölkerung zudem.
Die Montagsmahnwachen sind hierbei ein wichtiger Impuls die Misstände zu thematisieren.
Auch Obama scheint nun also zu erkennen, dass die Staaten noch nicht weit genug sein mögen, sich komplett gegen deren Souveräne durchsetzen zu können.
So berichtet die Zeit in ihrem am 30.07.2014 online erschienenen Artikel über ‚ein hart geführtes Telefonat zwischen Obama und Netanjahu‘.
Hartes Telefonat zwischen Obama und Nethanjahu
Bezeichnend mag hierbei vielleicht folgender von Obama angeblich geäußerter Satz sein:
Obama: „Ich wiederhole: Ich erwarte von Israel, alle Militäroperationen einseitig zu beenden. Die Bilder von der Zerstörung Gazas lassen die Welt von Israels Position abrücken.“
Ich persönlich bin mir noch unsicher, ob der Friedensnobelpreisträger nun besorgt ist wegen der vielen Toten oder eher doch wegen des sinkenden Rufes Israel’s.
Wenn also womöglich noch kein Umdenken im deutschen Gazettenwald stattfindet, so ändert sich nun doch zunehmend mehr die Tonlage.
Ausgenommen beim Spiegel, welcher weiterhin recht einseitig die bisherigen Klischees des bösen Putin bedient.
So geht der Spiegel in seinem Leitartikel vom 29.07.2014
weiterhin einen eskalierenden Weg und fordert, dass Putin (persönlich?) zur Rechenschaft gezogen werden müsse, da mit an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit russische Waffen zum Abschuss der MH17 genutzt worden seien.
Spiegel: Wer ist hier der Kriegstreiber?
Es gab mal Zeiten, da betrieb der Spiegel m.E. noch seriösen Journalismus und wusste, dass Wahrscheinlichkeiten niemals sicher sein können.
Auch scheinen dies zunehmend mehr Stammleser dort so zu sehen. Anders lassen sich auch beim Spiegel die massiv sinkenden Abozahlen kaum erklären.
Nicht nur personell scheint sich also beim Spiegel das Niveau langsam vom Nachrichtenmagazin Richtung Boulevard zu bewegen.
Und selbst bei wohlmeinender Betrachtung fällt mir kein Spiegelleitartikel aus diesem Jahr ein, der da gelautet hätte:
Stoppt endlich Merkel.
Schliesslich werden insbesondere auch deutsche Waffen nun im Gazastreifen wie auch sonst in der Welt zum Töten eingesetzt.
Natukra bedauert jedes Lebewesen, dessen Tod durch politische Entscheidungen verursacht wurde.
Mögen die Götter deren Seelen gnädig sein.
Herzlichst
Josef E. Weeke
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