„Wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht.“ *Bertolt Brecht
(Diffamierung und Ausgrenzung empfinde ich als Unrecht.)
Offener Brief an Philip Meinhold
Solidaritätsbekundung zu MdB Diether Dehm.
Sehr geehrter Herr Meinhold,
wobei ich einräumen muss, dass ich mich derzeit bei der Verwendung „sehr geehrter“ bei Ihnen sehr schwer tue.
Ihr Artikel „Rote Socke mit Schuss“, welcher in der taz am 16.07.2014 erschien, beschäftigt mich nun schon seit Stunden.
Ob dies nun daran liegen mag, dass ich einer jener „politisch unterbelichteten“ bin wie Sie schreiben oder einfach nur daran, dass sich nun auch die taz durch Veröffentlichung dieses Artikels zum Steigbügelhalter eines menschenverachtenden Turbokapitalismus macht, kann ich ehrlicherweise für mich noch nicht entscheiden.
Dennoch frage ich Sie, Herr Meinhold, ob Sie nun endgültig den ehrbaren Pfad des Journalismus verlassen wollen, um sich möglicherweise als Medienhure amerikanisch -europäischer Wirtschafts- und Politikinteressen zu verdingen?
Den Beruf der Hure empfinde ich dabei sehr wohl als ehrbar, ehe Sie mich womöglich falsch verstehen.
In dem vermutlich ältesten Gewerbe der menschlichen Entwicklung hat die Hure stets dem zahlenden Kunden „Lust und Freude“ verschaffen sollen und was wäre dagegen einzuwenden?
(Natürlich meine ich nicht die menschenunwürdige Problematik der Zwangsprostitution heutiger Zeit.)
Dabei machte die Hure keinen Unterschied zwischen ihren Auftraggebern, solange diese zahlten.
Ich frage Sie, Herr Meinhold, wer zahlt Ihnen eigentlich Ihren Lohn?
In Ihrem Pamphlet „Rote Socke mit Schuss“ erwähnen Sie, dass Herr Bundestagsabgeordneter Diether Dehm bei seinem Auftritt bei der Montagsmahnwache in Berlin das Lied „Ballade von der Judenhure Marie Sanders“ sang, wenn es wie stets gelte, sich gegen „Antisemitismusvorwürfe“ zu schützen. Dass die Zeilen Bertolt Brechts sicherlich alles andere wie antisemitische Äusserungen sind, wissen Sie sehr genau.
Somit versuchen Sie m.E. sehr geschickt dem lesenden Publikum zu suggerieren, Herr MdB Dehm könne ja doch möglicherweise ein Antisemit sein.
Herr Meinhold, ich frage Sie:
„Wissen Sie eigentlich, was Scham ist?“.
Wenn nicht, stellen Sie sich doch einfach mal ’ne Viertelstunde in „die Ecke“ und denken Sie darüber nach.
Dieses „in die Ecke stellen“ wendeten meine Pflegeeltern selten auch bei mir an. Und wenn ich so in der Ecke eines Raumes stehen musste, meist die Küche, schämte ich mich tatsächlich. Selten schämte ich mich über den Grund, weswegen ich in die Ecke gestellt wurde.
Diese Gründe waren bei objektiver Betrachtung meist haltlos. Durch das in die „Ecke“ stellen wurde ich aber kurzzeitig aus dem Familienverbund ausgegrenzt.
Meine Scham entsprang dabei meiner Empörung über angewendete elterliche Macht über mich und der Angst, ob meine Geschwister mich nun ächten würden.
Diese Angst habe ich lange abgelegt, meine Empörung aber darüber – jemanden in die Ecke stellen zu wollen – ist geblieben. Auch ist mir klar, dass diese besonders perfide Art, die Meinung eines Nicht – Systemtreuen unterdrücken zu wollen, immer der Ohnmacht eigener Handlungsfähigkeit und Angst entspringt.
Wovor, Herr Meinhold, haben Sie Angst?
Ihre Ängste müssen schon fürwahr beängstigend sein, wenn Sie die Band Bots als „Terrorgruppe“ bezeichnen oder Klaus Lages -Tausendmal berührt – als „geschriebene Spießerphantasie altgewordener Pennäler“ klassifizieren.
Ihrem Artikel nach sind tausende Menschen wie ich „Politaktivisten mit amtlichem Sockenschuss“.
Woher nehmen Sie eigentlich diese Erkenntnis, dies als „amtlich“ bezeichnen zu können?
Bedeutet „amtlich“ heute jenes, welches Meinungsmacher wie Frau Ditfurth, Frau Merkel oder auch Medien wie „Schmirgel TV“,“ Clowns 3sat“ oder die taz nun durch Sie vorgeben?
Meiner Meinung nach sicherlich nicht.
Dabei ist es m.E. nicht ausreichend, den Anspruch auf Satire zu diesem Artikel beanspruchen zu können aus der Ableitung heraus, diesen auf der „Wahrheitsseite“ der taz veröffentlicht zu haben. Da keinerlei Hinweis auf Satire dort zu finden ist, geht der taz unkundige Leser mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hierbei von einem „normalen“ Artikel aus. Ich bezeichne so etwas als Handlungsmanipulation. Betrachten Sie daher meinen offenen Brief als „satirische“ Antwort auf Ihren „satirischen“ Artikel.
Ich freue mich aber zu sehen, dass immer mehr Menschen anfangen, ihre Ängste zu verlieren und sich nicht weiter brainwashed „in die Ecke“ stellen lassen.
Sie, Herr von mir nicht weiterhin geehrter Meinhold, grenzen Menschen im Einzelnen wie auch Menschengruppen durch Ihren Artikel aus und versuchen diese zu diskreditieren und zudem lächerlich zu machen.
Wenn Sie schreiben, dass Herr Bundestagsabgeordneter Dieter Dehm „eine intellektuelle Flachzange“ sei, beleidigen Sie und grenzen Sie aus.
Wenn Einzelne Ihrer Standesgenossen schrieben, Sevim Dağdelen habe eine grüne MdB als Faschistin bezeichnet, lügen diese und grenzen aus.
Wenn Sie Lieder wie „Das weiche Wasser bricht den Stein“ und „Was wollen wir trinken (7 Tage)“ als Geschmacksentgleisungen klassifizieren, grenzen Sie alle Hörer dieser Lieder als Geschmacksentgleiste aus.
Auch wenn Sie uns Teilnehmer an den wöchentlichen Mahnwachen als „Verschwörungstheoretiker, Obskuranten, Reichsdeutsche und Esoterikspinner“ bezeichnen, grenzen Sie aus.
Merken Sie noch, Herr Meinhold, wie groß die „Ecken“ bereits sein müssten, in denen alle von Ihnen ausgegrenzten Mitmenschen noch Platz fänden?
Vielleicht entsprechen Ihre geistigen, moralischen und auch journalistischen Fähigkeiten aber auch lediglich der Körbchengröße Ihres Gen-Init(i)al’s ?
Ich weiß es nicht. Was ich aber weiß ist, dass auch interessierte Leser nicht eine Tageszeitung kaufen oder nicht kaufen sollten, weil ein einzelner Schreiberling eines Blattes womöglich unter Ängsten leiden mag.
So werde ich auch weiterhin gelegentlich in die taz schauen, auch wenn sie die intellektuelle Klasse vergangener Jahre längst verloren hat.
Ihnen, Herr Meinhold, danke ich sehr für Ihren Artikel. Auch dieser zeigt in klarer und deutlicher Weise auf, wie sehr systemtreue Schreiberlinge oder der „Satire Unkundige“ in Wirklichkeit ihre Leser verachten. Ich glaube, Ihr Artikel wird dazu beitragen, dass noch mehr Menschen aus den ihnen zugewiesenen „Ecken“ wieder hervortreten werden und angstfrei am Leben teilhaben.
Ich wünsche Ihnen, Herr Meinhold, dass auch Sie es schaffen mögen, aus Ihrem geistigen (K)Erker austreten zu können und meinethalben bekommen Sie nun auch meine zwei Cent für Ihren Artikel. Gemessen am Inhalt empfinde ich dies in Relation als eine fürstliche Apanage.
Herzlichst
Josef E. Weeke
Nachsatz:
Mit Ihrer Vermutung, dass „Krieg irgendwie immer scheiße ist“, liegen Sie dagegen ausnahmsweise einmal richtig. Leider haben Sie dies wohl in der Klarheit nicht erkannt.
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